Ein Haus kaufen - auf Umwegen zum Traumhaus
Um ehrlich zu sein hatte ich wirklich nie mit dem Gedanken gespielt ein Haus zu kaufen. Ganz im Gegenteil. Eigentlich war ich mir absolut sicher immer zur Miete zu wohnen. Wie du aber vielleicht schon mitbekommen hast, ist es für uns dann doch ganz anders gekommen. Und genau darum soll es hier gehen. Um die Frage, warum wir ein Haus kaufen.
Am Anfang steht ein Problem
Ganz am Anfang unserer Reise standen die kleinen Probleme, die man so als Mieter hat. In unserem Fall war es unsere Küche. Klar, viele beneiden uns um unsere große, offene Küche, aber für mich ist sie ein echter Dorn im Auge. Wer mich kennt, weiß: Ich koche für mein Leben gern. Und jeder, der gerne kocht wird wissen, wie wichtig dafür eine gut organisierte Küche ist. Und hier fängt das Problem an. Unsere Küche ist zwar wunderschön, aber ziemlich unpraktisch.
Vielleicht sind es die fehlenden Schubladen, oder aber auch die etwas unsinnige Aufteilung der Arbeitsplatte oder der Mangel an Steckdosen auf der rechten Seite der Küche. Vielleicht ist es auch das alte Ceranfeld, oder der in die Jahre gekommene Backofen. Was es auch immer am Ende ist, irgendwie bin ich nie richtig warm mit unserer Küche geworden.
Was nicht passt, wird passend gemacht
Wie ihr sicher wisst, nehmen wir gerne Kosten und Mühen auf uns, um unser Zuhause unseren Wünschen entsprechend zu gestalten. Deshalb sollte Anfang diesen Jahres die Küche dran glauben. Allerdings ist sie fester Bestandteil der Wohnung. Wir haben sie gemietet. Einfach rausreißen und neu machen war dementsprechend keine Option. Was also tun? Wochenlang haben wir verschiedene Optionen hin und her überlegt und standen am Ende vor einem ziemlich ernüchternden Ergebnis.
Nicht eine der Ideen die wir hatten, gefiel uns so richtig. Eigentlich war rausreißen und neu machen die einzige Lösung. Und da war er. Der eine Satz den sicher jeder schon mal gesagt hat, der zur Miete wohnt: „Das lohnt sich doch nicht in ner Mietwohnung.“
Die Idee ist geboren
Und plötzlich war da dieser Gedanke: Warum nicht selbst ein Haus kaufen? Oder besser noch, warum nicht ein Haus bauen? Am Anfang haben wir noch gescherzt. Aber das Thema kam immer und immer wieder. Es ließ uns einfach nicht los. Aber warum auch nicht. In unserem Freundes- und Bekanntenkreis gibt es ja Menschen die ein Haus kaufen, oder eine Wohnung, sogar welche die Bauen. Warum also war das für uns nie eine Option gewesen?
„Das können wir uns nie leisten!“ Das war so ziemlich der erste Gedanke der bei uns beiden aufkam. Aber wieso eigentlich nicht? Klar, wir verdienen keine Unsummen, aber wir haben beide Jobs, und die sind auch gar nicht so schlecht bezahlt. Zumindest verdienen die Menschen um uns herum, die sich ein Haus oder eine Wohnung kaufen auch nicht viel besser als wir.
Kaufen oder bauen?
Wir beide lieben Architektur und ich bin mir sicher, dass jeder der sich für Interior interessiert auch ein Herz für gute Architektur hat. Leider ist das meiste, was man so sieht vor allem eines: Hässlich. Kaufen schien also keine echte Option zu sein. Wir konnten uns einfach nicht vorstellen, dass es da draußen ein Haus zu kaufen gibt, dass uns gefällt. Schon gar keines, dass uns gefällt so wie es ist. Deshalb stand für uns sofort klar: Wir wollen bauen! Wo? Wussten wir noch nicht, aber das gebaut werden soll, da waren wir uns ganz sicher.
Wer soll das bezahlen?
Wie immer im Leben stellte sich auch hier ganz schnell eine entscheidende Frage: Wie bezahlt man das Ganze? Oder besser gesagt: Wieviel Geld würde uns wohl eine Bank leihen? Wir hatten uns schon auf verschiedenen Internetplattformen schlau gemacht, aber die Ergebnisse schienen uns nicht ganz zuverlässig. Wir wollten es aber genau wissen. Wie sieht unser Budget aus?
Also haben wir gefragt. Ganz direkt. Wir sind zu einem Termin mit der Bank, haben unsere Unterlagen vorgelegt und gefragt: Was können wir uns leisten. Und keine halbe Stunde später standen wir da – mit einer Zahl.
Leider war die Zahl ein bisschen von beidem: Zu hoch um den Gedanken vom Eigenheim wieder zu verwerfen und zu niedrig um sich einfach so mal sein Traumhaus zu kaufen. Es sollte also schwierig werden. Aber sind wir ehrlich: Mit nichts anderm hatten wir gerechnet.
Tschüss Hamburg
Eines war sofort klar: Wollen wir irgendetwas kaufen, dass größer sein soll als eine Garage, müssen wir der Hamburger Innenstadt den Rücken kehren. Was uns dazu bewogen hat dem städtischen Trubel lebe wohl zu sagen kannst du übrigens hier lesen. Aber wenn nicht Hamburg, wo dann?
Eines war für uns sofort klar. Unser beruflicher Mittelpunkt soll Hamburg bleiben. Wir beide lieben unsere Jobs und wollen sie auf jeden Fall behalten. Allerdings arbeiten wir beide auch ziemlich viel von zu Hause aus. Raus aus der Stadt war also eine Option. Blieb nur die Frage: Wohin?
Ganz ehrlich: Kennst du alle Randbezirke und Vororte deiner Stadt? Nein? Wir auch nicht. Und so haben wir die folgenden Wochenenden damit verbracht durch die Gegend zu fahren und zu sehen was es da so gibt.
Das Bauchgefühl entscheidet
So sind wir also gefahren. Egal ob nach Ost oder West, Süd oder Nord. Wir haben uns so ziemlich alles angeschaut. Immer mit der Frage im Hinterkopf: Kann ich mir vorstellen hier zu leben? Und leider wussten wir die Antwort häufig sofort und noch bevor wir aus dem Auto ausgestiegen sind: Nein! Können wir nicht.
Der Gedanke die Stadt zu verlassen und in irgendeinen ruhigen Vorort zu ziehen klingt zwar irgendwie romantisch, die meisten ruhigen Vororte sind allerdings alles andere als das. Irgendwie wollte sich für uns nirgendwo so recht das Gefühl einstellen: Hier gehören wir hin.
Nachdem wir langsam alle Hamburger Randbezirke durch hatten, trieb uns die Verzweiflung noch weiter aufs Land hinaus. Alles im Radius von einer Autostunde zu Hamburg wurde unser Suchgebiet. Allerdings waren auch hier die klaren ‚Neins‘ an der Tagesordnung.
Oh wie schön ist Lüneburg
Irgendwann stand nun also auch Lüneburg auf der Liste. Wir kennen ein paar Leute, die dort leben und in Hamburg arbeiten und immer wieder hört man ja wie schön es da sein soll. Ich jedoch bin vorher noch nie in Lüneburg gewesen. Also rein ins Auto und ab durch den Elbtunnel. Ein kleiner Stadtspaziergang durch die Lüneburger Altstadt stand an.
Kennst du das, wenn man irgendwo ankommt und sich sofort in den Ort verliebt? Genauso ging es mir bei meinem ersten Besuch. Lüneburg ist eine bezaubernde kleine Stadt mit einem perfekt erhaltenen Mittelalterlichen Stadtkern. Alles ist nah beieinander und trotzdem ist alles da was man braucht. Alles ist einfach wie für uns gemacht!
Grundstückssuche
Es sollte also Lüneburg sein. Da waren wir uns ganz sicher. Jetzt musste nur noch ein passendes Grundstück für unser zukünftiges Traumhaus gefunden werden. Doch was wir nicht wussten: Hier fingen die Probleme erst richtig an. Gute Baugrundstücke sind nämlich schwer bis überhaupt nicht zu finden. Und wenn man etwas findet, ist entweder die Lage bescheiden oder das Grundstück ist merkwürdig geschnitten, oder das Baurecht lässt nur ein winziges Häuschen zu.
Aber es sollte noch schlimmer kommen. Wenn man mal etwas passendes gefunden hat und sich beim entsprechenden Makler meldet folgt meist: Nichts! Und so verbrachten wir die nächsten Wochen damit durch die Gegend zu fahren und uns Grundstücke anzusehen, die uns am Ende niemand verkaufen wollte.
Doch ein Haus kaufen?
Ich hatte neben des Suchauftrags nach Grundstücken inzwischen auch einen nach Häusern eingestellt. Vielleicht gab es ja was, dass man einfach abreißen könnte. Und eines Tages tauchte dort ein kleines Stadthäuschen mitten in Lüneburg auf. Zwar war das Ganze etwas zu Teuer um es einfach abzureisen, aber die Lage war dafür ein Traum. Warum sich das Ganze nicht einfach mal ansehen.
Zu unserer Überraschung kam sofort die Einladung zum Besichtigungstermin. Hatten wir bei allem was uns davor gefallen hatte noch tagelang, erfolglos den Maklern hinterher telefoniert um am Ende zu hören, dass das Grundstück inzwischen leider verkauft sei, bekamen wir hier nicht nur sofort Antwort, sondern auch im gleichen Atemzug einen Besichtigungstermin.
Allerdings wollten wir ja eigentlich bauen und nichts kaufen. Wir hatten also nicht wirklich Interesse an dem Objekt. Da wir aber von niemandem sonst mal zu einer Besichtigung eingeladen wurden, dachten wir uns: Was soll’s? Einfach mal so nen Termin mitmachen. Dann ist es beim nächsten Objekt wenigstens nicht das erste Mal.
Liebe auf den ersten Blick
Und da standen wir. Vor einem Haus, dass wir eigentlich nicht wollten, um es zu besichtigen. Gut, die Gegend war eigentlich ganz hübsch und es war auch deutlich zentraler gelegen als alles was wir uns bis dato angesehen hatten, aber es war nunmal kein leeres Grundstück. Nein, es war mehr oder minder das Gegenteil. Eine Doppelhaushälfte eines 1920 erbauten Stadthauses. Abriss war hier keine Option. Das Einzige was man damit machen konnte war sanieren. Das war sofort klar.
Knapp eine Stunde später saßen wir wieder im Auto auf dem Weg nach Hause. Das Haus war nicht im geringsten das was wir uns vorgestellt hatten und trotzdem: Es strahlte eine Wärme und eine Gemütlichkeit aus, die uns beide sofort gefesselt hatte. Hatten wir am Ende vielleicht nicht das gefunden was wir gesucht hatten, aber vielleicht das was wir wirklich wollten? War es vielleicht genau das: Unser Traumhaus?